Ihr Lieben,

am kommenden Freitag (28.3.), Zeit der Buchmesse, gibt es wieder eine Lesung, diesmal in Leipzig. Veranstaltet von dem umtriebigen Paar Kathrin und Dirk Weckwerth, beide Leiter der Buchhandlung (plus Reisebüro) „Reisefibel“. Die beste Nachricht für die Sparsamen unter euch: Eintritt NULLEuro.

 

Leipzig | 28.3.2025 | 20:00 Uhr

 

Lesung aus „Sehnsucht Leben“ / Piper Verlag

 

Reisefibel im tapir

Georgiring 4-7

04103 Leipzig

 

Reservierungen: 

Tel 0341 – 21 58 70

 

https://www.reisefibel.de/wis/vortrag_545.html 

 

 

+++

 

Da ich zur Rasse der Worthalter gehöre, hier die Fortsetzung des Vorworts aus „Sehnsucht Leben“:

 

„Bin ich einsichtig, dann erlaube ich mir zu jedem Jahresende die Sehnsucht, dass ich die nächsten zwölf Monate ein, zwei Nuancen eleganter mit der deutschen Sprache umgehe – federleichter, geschmeidiger, raffinierter. So eine Sehnsucht ist realitätstauglich, die schaffe ich. Bisweilen.

 

Martin Walser: Abends gehen wir der Sehnsucht ins Netz.

 

Sehr stimmig. Nachts liegen wir im Bett und spüren, dass manches nicht stimmt: entweder die Frau nicht oder der Mann oder der Beruf oder das ganze Leben. Und dann sehnen wir uns und träumen.

 

Nelly Sachs: Alles beginnt mit der Sehnsucht.

 

Gut so. Fantasie als erster Schritt in eine verlockendere Zukunft. Nur sollten sich die Wünsche nicht überschlagen, nicht zu größenwahnsinnig, nicht zu gigantomanisch unser Herz besetzen. Solche Kopfgeburten landen im Aus, sie ersticken uns, kommen nie zur Welt.

 

»Alles ist möglich«, was für ein esoterisches Gebabbel, was für eine Abzocker-Phrase für Coaches, was für eine Einladung zum Unglücklichsein.

 

Eine Sehnsucht – eine realistische (!) – vom Kopf ins tatsächliche Leben zu zerren: Das fordert Schneid und die Bereitschaft, Niederlagen auszuhalten. Und jeden Tag dem Gravitätsgesetz zu widerstehen – das so penetrant zu Trägheit und Stillstand verführt.

 

Sein Leben upgraden, das ist ein anstrengendes, ein grandioses Unternehmen. Doch wie selig der Mensch, der da ankommt, wo er hinwollte. Er genießt den Triumph umso mehr, je zäher er dafür geschuftet hat. Lieber nicht hoffen, nicht beten, nicht »Wünsche ins Universum schicken«, vielversprechender wäre: einen Plan machen und sich ein Ziel einprägen. Und dann loslegen.

 

Wie ängstigend wäre die Vorstellung, ziemlich dem Ende entgegen, dass man nicht das Leben hatte, das man sich vorstellte. Dass man aus irgendeinem Grund – und Gründe gibt es viele – irgendwann falsch abgebogen ist. Aus Bequemlichkeit, weil geistig träge, weil leichtfertig trügerischen Spuren gefolgt.

 

Die Tapferen beichten Fehler, die weniger Mutigen suchen nach Ausreden. Und verteilen die Schuld auf die Eltern, die Schule, die Gesellschaft, auf immer andere. Wer nun tatsächlich verantwortlich ist, ist dem Leben egal. Es blühte nicht, und das ist eine traurige Nachricht.

 

Michael Houellebecq: Alles kann im Leben passieren – vor allem nichts.

 

Das ist eine bedrohliche Bemerkung. Das Nichts ist ein Todesurteil. Ein bisschen Glut sollte schon sein. Und die Freude am Leben – um die heillosen Tage zu überstehen. Und Poesie, das wäre das Vergnügen, denken und fühlen zu wollen. Und auf einer Arbeit bestehen, die bereichert – und nicht in den Stumpfsinn treibt. Und von einer Handvoll Menschen wissen, die einen lieben. Und – wichtiger – selbst lieben, ein paar Frauen und Männer entlang der Zeit …“

 

 

Fortsetzung folgt.

 

+++

 

Für alle, die gern Radio hören, hier ein Link zu einem Podcast aus München. Mit Uwe Kullnick, dem Leiter des „Literaturportal-Bayern“. Uwe ist ein sagenhaft neugieriger Mensch, was ein Gespräch immer vorantreibt. So dass einigermaßen intelligente Sätze von beiden Seiten zu hören sind und kein dröges Gelaber.

 

Link

https://literaturradiohoerbahn.com/das-glaskind-uwe-kullnick-spricht-mit-stefanie-gregg-ueber-ihr-buch-hoerbahn-on-stage/

 

+++

 

Ich danke euch, herzlich, Andreas.